6

 

Mein Handy klingelte, als ich gerade das Haus betrat.

»Gabriel?«

»Vögelchen! Ich habe deine Nachricht auf der Mailbox gehört. Wo bist du?«

»Zu Hause. In London, meine ich. Bael hat mich zu seinem englischen Haus beordert und mich auch hier wieder herausgelassen.«

»Was wollte er von dir? Dein Zwilling hat nur gesagt, zwei Dämonen hätten dich abgeholt, aber von Magoth hätten sie nichts wissen wollen. Und doch hast du ihn mitgenommen?«

»Es blieb mir nichts anderes übrig.« Ich berichtete ihm kurz, was in Baels Haus vorgefallen war. »Gabriel, Magoth wird außer sich sein, wenn er das herausfindet. Er wird einen Anfall bekommen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass ich keineswegs ein Dämonenlord sein möchte. Ich bin nicht Aisling. Ich bin für so etwas nicht geschaffen.«

»Aisling hat sicher das Gleiche empfunden, aber das gehört nicht hierher. Sag mir noch einmal, was Bael gesagt hat - hat er gemeint, du würdest Magoths Stelle einnehmen oder nur seine Macht erhalten?«

»Ich habe nur seine Macht erhalten. Agathos daimon - du glaubst doch nicht etwa, dass er von mir erwartet, Magoths Platz einzunehmen?«

»Nein. Er will bestimmt keinen Drachen in Abaddon haben«, erwiderte Gabriel langsam.

Mit seinen beruhigenden Worten nahm er mir ein wenig von meinen Sorgen, aber ich fühlte mich trotzdem unbehaglich. »Was soll ich denn mit seiner Macht anfangen?«

»Ich wünschte, ich wüsste besser über Abaddon Bescheid, aber ich habe nie besonders darauf geachtet. Aisling müsste dir aber eigentlich helfen können. Oder aber ihre Mentorin, denn Drake wird ihr ja wohl kaum erlauben, mehr zu tun, als mit dir zu sprechen.«

»Ich hatte sowieso vor, mit den beiden zu reden, wollte aber erst einmal hören, ob du eine Idee hast, wie ich die Macht loswerden könnte. Außerdem müssen wir es Magoth sagen. Ich weiß gar nicht, wie wir ihn davon abhalten wollen durchzudrehen.«

»Ich kümmere mich schon darum.«

Ich blickte aus dem Fenster. Der Taxifahrer mühte sich mit einem großen Gegenstand ab. »So viel Zeit haben wir nicht. Früher oder später wird er aufwachen und merken, dass er seine Macht nicht mehr besitzt. Er kommt ja vielleicht nicht gleich drauf, dass Bael sie mir gegeben hat, aber früher oder später wird er es herausfinden.«

»Wir könnten Aislings Mentorin bitten, ihn nach Akasha zu verbannen.«

»Das würde Nora bestimmt tun, aber ich halte es nicht für so eine gute Idee.«

»Warum nicht?«

»Weil ich an ihn gebunden bin, und er verfügt immer noch über genügend Macht, um mich zu sich zu rufen. Und wenn er verbannt wird, kann ich dir garantieren, dass er mich mitnimmt.«

Gabriel stieß ein Wort hervor, das ich besser überhörte. »Ich lasse ihn von Maata aus dem Haus entfernen, damit du ein bisschen Baum zum Atmen hast.«

Ich biss mir auf die Lippe. Ob es wohl so klug war, Magoth aus dem Weg zu räumen? »Ja, das ist vermutlich am vernünftigsten.

Ich überlege mir mal einen sicheren Ort für ihn. Apropos, hast du das Phylakterion?«

Er zögerte eine Sekunde lang. Mir zog sich der Magen zusammen. »Ja und nein.«

»Das klingt merkwürdig. Wieso nein? Oh, legen Sie ihn bitte auf der Couch ab. Vielen Dank. Warten Sie, ich hole mein Portemonnaie ... Hier, bitte. Der Rest ist für Sie.«

Der Taxifahrer legte die bewusstlose, in Decken eingehüllte Gestalt Magoths auf die Couch und nahm mit breitem Grinsen das Geld entgegen, das ich ihm hinhielt.

»Mein Ja bezieht sich auf das Modana-Phylakterion - Kostya hat mir mit äußerstem Widerstreben erlaubt, einen Blick auf das Stück Drachenherz zu werfen, um die Richtigkeit zu überprüfen.« Im Hintergrund hörte man dumpf Knöchel knacken.

»Oh, oh. Du hast nicht zufällig ein blaues Auge, oder?«, fragte ich.

»Mayling, du weißt sehr gut, dass ich Prügeleien aus dem Weg gehe.«

»Ja, natürlich weiß ich das. Und jetzt beantworte meine Frage.«

Gabriel schnaubte ins Telefon. »Nein, ich habe kein blaues Auge.«

Ich wartete einen Moment lang.

»... noch nicht.«

»Ich wusste es. Hoffentlich musste Kostya ebenso viel einstecken wie du.«

»Oh ja.« Seine seidige Stimme klang erfreut. »Man hat mir gesagt, eine gebrochene Nase sei nicht besonders schmerzhaft, aber wenn sie nicht korrekt gerichtet wird, spürt man sie später ständig. Diesen Gedanken finde ich doch äußerst befriedigend.«

Er hörte sich so an, als ob er grinste. »Dann hast du also Kostyas Stück vom Drachenherz. Was ist dann das Problem?«

Er seufzte schwer. »Das Problem ist das Song-Phylakterion.«

»Hält Chuan Ren ihr Versprechen nicht?«, fragte ich irritiert.

»Nicht ganz. Das eigentliche Problem liegt darin, dass theoretisch Fiat die Verantwortung für die rote Sippe hat.«

Maata kam ins Zimmer, da sie Stimmen gehört hatte. Sie zog die Augenbrauen hoch, als sie den bewusstlosen Magoth sah, fragte aber nur: »Ist Gabriel am Telefon?«

Ich nickte.

»Ich wollte ihn gerade anrufen. Tipene sagte, er und Kaawa würden morgen früh eintreffen«, sagte sie.

Ich gab Gabriel die Nachricht weiter, dann fuhr ich fort: »Chuan Ren hatte jetzt fast zwei Monate Zeit, um sich um Fiat zu kümmern. Warum hat sie ihn denn nicht aus ihrer Sippe hinausgeworfen? Er hat doch auf absolut schändliche, illegale Art und Weise die Macht übernommen.«

»Das hat damit nichts zu tun.« Gabriels Stimme klang amüsiert. »Chuan Ren würde Fiat wahrscheinlich in Fetzen reißen und das Katzenklo damit füllen, wenn sie nur könnte. Aber er ist untergetaucht, und er gibt zwar den roten Drachen weiter Befehle - die, wie Jian mir versichert hat, niemand befolgt -, aber sie können ihn nicht finden, um ihn formell auszuschließen. Und vorher ...«

Verzweifelt ließ ich mich auf den nächsten Stuhl sinken. »Und vorher rückt sie das Stück Drachenherz nicht heraus.«

»Nein.«

»Na, das Leben ist ja im Moment das reinste Zuckerschlecken. Und was tun wir jetzt?«

»Ich habe Chuan Ben meine Hilfe bei der Suche nach Fiat angeboten. Kostya ebenfalls. Wir wollen es noch vor dem sárkány erledigen.«

»Kostya will freiwillig jemandem helfen?«, fragte ich, schämte mich aber sofort wegen meines bösen Kommentars.

»Er möchte nicht riskieren, dass es Einwände gegen die Wiederaufnahme seiner Sippe in den Weyr gibt«, erwiderte Gabriel. Sein neutraler Tonfall sprach Bände.

»Er steht neben dir, nicht wahr?«

»Ja. Dein Zwilling ist auf dem Heimweg nach England. Jim und Magoth sind wohl bei dir, oder?«

»Nein, nur Magoth. Aisling hat Jim zu sich geholt. Sie scheint ihn zu vermissen. Aber, Gabriel, der sárkány ist morgen. Glaubst du wirklich, dass ihr Fiat in so kurzer Zeit finden könnt?«

»Ich habe keine Ahnung, aber es ist äußerst wichtig, dass wir das Stück Drachenherz bekommen. Ich muss es einfach versuchen.«

»Ich verstehe. Wo willst du suchen? Ich setze mich ins Flugzeug und begleite euch«, sagte ich. Ich ergriff meine Tasche und nahm mein Portemonnaie heraus, in dem meine Kreditkarte steckte. »Maata kann auf Magoth aufpassen.«

»Das will ich nicht!«, protestierte Maata. »Ich würde lieber ins Wasser springen!«

»Ich hätte dich zwar gerne bei mir, Vögelchen, aber in London hast du auch etwas zu tun.«

»Und was?«, fragte ich gereizt. Ich hatte angenommen, dass Gabriel sich freuen würde, wenn ich ihn bei der Suche nach Fiat unterstützte. Dass er das offenbar nicht tat, kratzte an meinem Stolz.

Einen Moment lang schwieg er, dann sagte er leise: »Ich weiß, was du jetzt denkst, Mayling. Das ist aber nicht so. Ich begehre dich noch genauso sehr wie am ersten Tag.«

»Eines Tages werde ich ...«

»Ja, ja, du wirst meine Gedanken lesen, und es wird mir noch leidtun. Ja, ich weiß.« Er lachte.

Ich lächelte ebenfalls. »Was soll ich denn hier tun?«

»Du musst mit dem Training beginnen. Meine Mutter muss dir beibringen, wie man die einzelnen Stücke des Drachenherzens kontrolliert.«

»Ein Stück kontrolliere ich bereits«, erwiderte ich und steckte mein Portemonnaie wieder in meine Handtasche.

Maata musterte Magoth, grinste, als sie sah, dass er immer noch bewusstlos war, und schlich auf Zehenspitzen aus dem Raum.

»Du kontrollierst das Stück, das an dich gebunden ist, aber alle Stücke vollständig zu kontrollieren, ist etwas ganz anderes. Meine Mutter hat die Tagebücher von Ysolde de Bouchier studiert. Sie weiß am besten Bescheid, wie man das Drachenherz neu zusammensetzt. Du musst dich an sie wenden, wenn du Erfolg haben willst.«

»Ja, das sehe ich auch so, aber ich glaube trotzdem, dass ich dir erst einmal dabei helfen sollte, Fiat zu suchen. Möglicherweise kann ich ja einer Spur in der Schattenwelt folgen.«

»Überlass Fiat mir, Vögelchen. Du hast genug mit den Herzstücken zu tun. Beschütz meine Mutter gut.«

»Glaubst du, sie ist in Gefahr?«, fragte ich überrascht.

»Ja«, erwiderte er zögernd, »ich spüre eine Bedrohung für sie, aber das könnte auch etwas mit dem Stück Drachenherz in dir zu tun haben. Ich bitte dich, May, sei sehr vorsichtig und pass gut auf dich und meine Mutter auf. Ihr seid mir beide lieb und teuer.«

Die Liebe in seiner Stimme wärmte mich. »Ich bin so froh, dass du nicht Drake bist.«

»Ja, ich auch. Aber ...?«

Jetzt musste ich lachen. »Bei Drake darf Aisling noch nicht einmal den Arm heben, ohne dass er gleich von drei Kissen gestützt wird.«

»Das hat etwas mit ihrer Geschichte zu tun«, erwiderte Gabriel amüsiert. »Sie ist nicht immer so kompetent mit ihrer Macht umgegangen. Bei dir ist das anders.«

Wir wechselten noch ein paar private Sätze und legten dann auf. Ich schaute nach Magoth, der leise schnarchte, und machte mich dann auf die Suche nach Maata.

»Sehe ich irgendwie anders aus?«, fragte ich sie.

Sie hielt inne und betrachtete mich. »Solltest du?«

»Das habe ich nicht gefragt. Sehe ich anders aus? Oder ... fühle ich mich für dich irgendwie anders an?«

»Bis jetzt habe ich dich noch nicht gefühlt.«

Ich verzog das Gesicht, als sie grinste. »Du tust absichtlich so, als ob du mich nicht verstündest.«

»Es tut mir leid«, lachte sie. Sie trat um mich herum und musterte mich von allen Seiten. »Das ist Gewohnheit. Lass mal sehen ... Nein, du siehst eigentlich so aus wie immer. Warum fragst du?«

Es lag mir schon auf der Zunge, ihr zu sagen, dass ich jetzt über die Kräfte eines Dämonenlords verfügte, aber dann besann ich mich eines Besseren. Es war wahrscheinlich klüger, das weitestgehend für mich zu behalten.

»Nur so ein Gedanke. Ich werde jetzt mal zu Aislings Haus gehen - was um alles in der Welt ist das denn?«

Von unten ertönten wütende Stimmen. Das Haus hatte eine komplizierte Alarmanlage, aber da ich jetzt ein Stück des Drachenherzens in mir trug, hatte Gabriel die Bewachung noch durch weitere Patrouillen von Silberdrachen verstärkt. Die beiden Drachen, die die Treppe bewachten, schrien etwas, aber darüber war deutlich eine vertraute, höhere Stimme zu hören.

»Klingt wie dein Zwilling.«

»Ja, in der Tat. Und die Stimme dieses Mannes kenne ich auch. Was hat ihn denn bloß hierher gebracht?«

Die beiden Drachen, Obi und Nathaniel, taten ihr Bestes, um eine sehr entschlossene Person daran zu hindern, das Haus zu betreten, aber Cyrene war ihnen dabei im Weg. Obi hatte all Hände voll zu tun, sie von dem Besucher wegzuziehen, aber es war schwierig, da sie wie wild um sich schlug und trat.

»Wie können Sie es wagen!«, schrie sie so laut, dass mir beinahe die Trommelfelle platzten. »Ich bin eine Tochter von Tethys. Sie werden die wahre Rache einer Schwester aus dem Hause der Hydriaden kennen lernen!«

»Lass mich los, du Irre, sonst wirst du meine Rache zu spüren bekommen!«, schrie der Mann.

»Ist das - huh!«, sagte Maata, als sie den Mann erkannte, mit dem Nathaniel kämpfte.

»Was im Namen von Sonne und Mond ist hier los?«, brüllte ich und versuchte, mir in dem allgemeinen Geschrei Gehör zu verschaffen. »Cyrene, lass sofort Dr. Kostichs Haare los!«

»Er hat mich als Baumumarmer bezeichnet!«, knurrte Cyrene und zog erneut an den Haaren des Mannes. »Mich! «

»Du magst doch Bäume. Lass ihn los! Und hör auch damit auf!«

Cyrene war es gelungen, Dr. Kostich einen Boxhieb auf die Nase zu versetzen.

»Ich mag zwar Bäume, aber ich bin kein Druide. So bin ich noch nie in meinem ganzen Leben beleidigt worden!«

Zwischen Wasserwesen und Druiden herrschte aus Gründen, die ich nie nachvollziehen konnte, schon seit ewigen Zeiten Streit. Es gab keine schlimmere Beleidigung in Wasserelement- Kreisen, als mit Druiden in Verbindung gebracht zu werden.

Dr. Kostich brüllte Schimpfwörter und versuchte, Nathaniel, Maata (die Nathaniel helfen wollte) und Cyrene abzuschütteln. »Hör auf, du irres Wasserhühnchen! Ich verlange, dass du mich sofort loslässt!«

»Wasserhühnchen? Wasserhühnchen? Oh, ich zeige dir gleich, wer hier ein Wasser... «

»Hört sofort auf!«, schrie ich und zog Cyrene mit beiden Händen weg. Auch das Stück Drachenherz wollte helfen, aber ich ließ es nicht los. Ich zog mit aller Kraft an Cyrene, und schließlich gelang es mir, meinen Zwilling vom Chef des L'Au-delà wegzuzerren.

»Warte bloß!«, keuchte Cyrene und schüttelte ihre Faust, während Obi und ich sie zu einem Stuhl an der Wand schleppten. »Warte bloß, bis keiner in der Nähe ist, um dich zu retten, Magier!«

»Cy, denk daran, mit wem du sprichst«, warnte ich sie und warf Kostich einen besorgten Blick zu.

»Oh, er kann mir nichts tun. Der Rat der Elementalisten hat keine Angst vor dem L'Au-delà-Komitee«, sagte Cyrene. Finster murmelnd richtete sie ihre Kleidung.

»Ich entschuldige mich für das Benehmen meines Zwillings«, sagte ich und trat auf Dr. Kostich zu. Er schlug Nathaniels Hände weg, als der Drache versuchte, ihm den Staub aus der Kleidung zu klopfen. Er blickte genauso finster drein wie Magoth - und fast genauso wirkungsvoll. Ich blieb abrupt stehen und eine schreckliche Starre ergriff Besitz von meinem gesamten Körper, bevor ich instinktiv in die Schatten und aus seiner Kontrolle herausglitt.

Dr. Kostich murmelte etwas Beleidigendes über Doppelgänger.

Ich reichte ihm ein paar Taschentücher, weil er aus der Nase blutete, und sagte: »Das habe ich jetzt überhört, vor allem, weil ich wegen Ihres Streits mit Cyrene ein schlechtes Gewissen habe, aber auch weil ich davon ausgehe, dass es den Drachen nicht gefallen würde, wenn Sie die Gefährtin ihres Wyvern beleidigen. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass Sie zu mir gekommen sind und nicht zu Gabriel, oder?«

»... noch nie so behandelt worden. Was?« Er tupfte seine blutige Nase ab.

»Ja, natürlich bin ich wegen dir hier. Wegen dir und diesem Wendehals-Diebesfänger, der dich abschirmt.«

»Savian Bartholomew?« Ich schüttelte den Kopf. Gabriel und ich hatten darüber gesprochen, dass Dr. Kostich früher oder später herausfinden würde, wo ich war, und ich war zuversichtlich, dass ich ihn besänftigen konnte.

Dr. Kostich knüllte das blutige Taschentuch zusammen und warf es auf den Tisch. »Dann werde ich ihn ebenso verfolgen, wie ich schon dich verfolgt habe. Ich verhafte dich hiermit, May Northcott, und, Gefährtin eines Wyvern oder nicht, du wirst die Strafe, die das Komitee dir auferlegt, akzeptieren.«

»Nein«, sagte ich und schüttelte erneut den Kopf.

Dr. Kostich starrte mich überrascht an.

»Das machst du richtig, Mädchen. Lass dich von diesem Arkana-Tyrannen nicht herumschubsen. Du bist mein Zwilling! Er kann sich sein Gesülze sonst wohin stecken!«

»Es reicht jetzt«, unterbrach ich Cyrene hastig und warf ihr einen verweisenden Blick zu, den sie jedoch vollständig ignorierte. »Dr. Kostich, ich verstehe ja, dass Sie der Meinung sind, ich müsse für meine angeblichen Verbrechen büßen, aber ich bin - oh, was ist denn jetzt schon wieder?«

Durch das getönte, kugelsichere Glas auf beiden Seiten neben der Haustür sah ich die Umrisse von zwei Männern, die den Türklopfer betätigten. Ein vertrautes Gefühl überkam mich, als Nathaniel an die Tür trat, um sie zu öffnen, aber es ging von dem Stück Drachenherz aus.

»Nein, nicht...«, begann ich, aber Nathaniel stand bereits an der Tür. Sie wurde mit einer solchen Wucht aufgestoßen, dass der Drache rückwärts auf Maata geschleudert wurde.

Auf der Schwelle stand ein dunkeläugiger Mann, groß und imposant, die dunklen Haare nach hinten gekämmt.

»Baltic«, sagte ich. Mir stockte der Atem.

Seine schwarzen Augen leuchteten amüsiert auf. »Gefährtin. Ich dachte mir schon, dass ich dich hier finden würde.«

»Ich bin nicht deine Gefährtin. Man sollte meinen, dass du das jetzt langsam kapiert hast. Würde es etwas nützen, wenn ich es dir aufschreiben würde?«

»Ich kapiere mehr, als du dir vorstellen kannst«, antwortete er mit typischer Drachen-Arroganz.

»Wer ist das?«, fragte Dr. Kostich und musterte den Neuankömmling mit zusammengekniffenen Augen. »Wer sind Sie, Sir, dass Sie offizielle Angelegenheiten des L'Au-delà stören?«

Anscheinend musste ich die Vorstellung übernehmen.

»Das ist Baltic, Dr. Kostich. Manchmal wird er auch als der Schreckenswyvern Baltic bezeichnet. Allerdings ist ihm dieser Titel in der Vergangenheit verliehen worden, als er der Anführer der schwarzen Drachensippe war.«

»Baltic.« Dr. Kostich runzelte die Stirn. »Baltic. Ja, ich glaube, ich erinnere mich an einen Drachen mit diesem Namen.«

Ich lächelte leise, als ich das irritierte Flackern in Baltics Augen sah. Es war interessant, dass selbst der kühle, beherrschte Baltic ein Ego hatte, das angekratzt werden konnte.

»Gab es da nicht eine Geschichte um Sie, die mit dem Tod eines Wyvern endete? Eine Frau, die gegen Sie gekämpft hat. Sie hatte einen französischen Namen.«

»Ysolde?«, fragte ich. Ich wusste zwar nicht viel von der Drachengeschichte, aber ich hatte alles über die silbernen Drachen gelesen, was ich finden konnte. »Sie war allerdings kein Wyvern, sondern die Gefährtin eines Wyvern. Aber sie hatte einen französischen Namen: Ysolde de Bouchier.«

»Genau.« Kostich nickte und wandte sich wieder Baltic zu. »Sie haben die Gefährtin eines Wyvern vernichtet.«

Baltic verzog finster das Gesicht. Er marschierte wütend auf Dr. Kostich zu, der jedoch nicht mit der Wimper zuckte.

»Ich habe Ysolde nicht zerstört. Das hat Constantine Norka getan!«

Mir fiel der Unterkiefer herunter. Ich warf Maata einen Blick zu. »Der silberne Wyvern hat Ysolde getötet?«, fragte ich sie flüsternd.

Sie beobachtete Baltic mit unbewegter Miene. »Das war vor meiner Zeit.«

Eine typische Drachen-Nichtantwort.

»Ich dachte, Sie seien tot«, sagte Dr. Kostich und schnipste sich ein Stäubchen vom Ärmel. Ich mag mir ja einiges auf meine Fähigkeit, in jeder Situation ruhig zu erscheinen, einbilden - oder zumindest habe ich das getan, bevor sich das Stück Drachenherz bei mir eingenistet hat -, aber Dr. Kostichs gleichgültige, gelassene Miene ließ mich wie einen Amateur wirken. »Ich meine, man hätte mir erzählt, Sie seien von einem Ihrer eigenen Sippen-Mitglieder getötet worden.«

Baltic presste die Lippen zusammen und musterte Dr. Kostich. »Sie riechen nach Alchemie, Magier. Vermutlich haben Sie Ihre Quintessenz schon wieder zurückbekommen?«

»Wieder?«, fragte ich neugierig. »Nein, ich finde, es reicht jetzt, Baltic. Gabriel wird nicht begeistert darüber sein, dass du dir gewaltsam Zutritt zu seinem Haus verschafft hast; und wenn du darauf bestehst weiterzugehen, wird er außer sich vor Wut sein.«

»Sollen wir sie hinauswerfen, May?«, fragte Maata leise. Ihre Körpersprache wirkte entspannt, aber sie stand auf den Ballen, bereit loszustürmen.

»Nein, ich glaube, das wird nicht nötig sein. Was immer du mir zu sagen hast, Baltic, kannst du auch hier sagen. Und dein kleiner Kumpel kann draußen warten.«

Der Mann, der hinter Baltic stand, ebenso dunkel und bedrohlich wie sein Herr, erstarrte bei der Beleidigung. Auch alle drei Silberdrachen erstarrten, wie Panther, bereit zum Sprung. Baltic hob die Hand, und der Mann wich zurück, bis er wieder auf der Treppe vor dem Haus stand.

»Würdest du mir bitte verraten, was du mit ›wieder‹ meinst? Ist die Quintessenz kürzlich gestohlen worden?«, fragte ich.

Unerwartet lächelte Baltic. »Das solltest du am besten wissen; es geht das Gerücht, du hättest sie gestohlen.«

»Und ich habe sie prompt am nächsten Tag zurückgegeben«, sagte ich rasch und warf Dr. Kostich einen Blick zu.

Zu meiner großen Erleichterung schaute er immer noch Baltic an. »Ich weiß, dass man mir gesagt hat, Sie wären tot.«

In Baltics Kinn zuckte ein Muskel.

»Das Wort ›wieder‹ impliziert, dass sie vorher schon einmal gestohlen wurde. Du bist nicht zufällig auch an Alchemie interessiert, oder?«, fragte ich Baltic.

Er warf mir einen irritierten Blick zu. »Ich bin kein verrückter Chemiker, der mit irgendwelchen Lösungen herumspielt.«

»Aber die Quintessenz ...«

»Mag ja für einen Alchemisten von ganz besonderer Bedeutung sein, aber ich habe keine Verwendung für irgendwelche verwandelnden Substanzen«, unterbrach er mich mit einem besonders wölfischen Lächeln. »Ich bin gekommen, um mir mein Stück Drachenherz zu holen, Gefährtin.«

Dr. Kostich zog scharf den Atem ein, seine Finger zuckten. Magier zeichnen oft komplizierte Runen in die Luft, um Zugang zu ihrer Macht zu bekommen. Er stand zwar anscheinend ganz entspannt da, aber ich konnte sehen, dass seine Finger in einem subtilen Muster zuckten. Er zeichnete eine Rune.

An böser Macht war Kostich Baltic deutlich unterlegen. Das L’Au-delà wurde von Regeln und Gesetzen beherrscht, während Baltic sich um so etwas nicht scherte. Daher würde ich mich auf Kostichs Seite schlagen müssen, auch wenn es nur zeitweilig war.

Ich hob mein Kinn und blickte Baltic ruhig an. »Darüber haben wir doch bereits geredet, Baltic. Ich werde nicht zulassen, dass du mich tötest, um an das Stück Drachenherz zu kommen.«

Kostichs Pupillen wurden weit, als er mich ansah.

»Ich spreche von dem Stück Drachenherz, das du heute früh aus meiner Schatzkammer gestohlen hast, obwohl du recht hast: Wo du es schon erwähnst, könnte ich eigentlich auch alle beide mitnehmen. Dann brauche ich nicht ein zweites Mal hierherzukommen.«

Ich legte den Kopf schief und musterte ihn. Das Stück Drachenherz in mir schlug fröhlich alle Vorsicht in den Wind. »Ich habe kein Stück vom Drachenherz gestohlen. Jedenfalls nicht in den letzten beiden Monaten. Das Modana-Phylakterion ist von seinem rechtmäßigen Besitzer genommen worden, von Kostya. Und was das andere Stück angeht - der Ausdruck ›nur über meine Leiche‹ ist mir immer besonders dramatisch vorgekommen, aber in diesem Moment erscheint er mir ziemlich passend.«

»Du wirst feststellen, dass du einige Leichen produzieren musst, um an May heranzukommen«, sagte Maata und trat einen Schritt vor. Die beiden anderen Drachen schlossen sich ihr an. Ihre Gesichter wirkten entschlossen.

Dr. Kostichs Finger arbeiteten am Stoff seiner Hose immer noch an der Rune der Macht.

»Willst du mir drohen?«, fragte Baltic amüsiert. Ich blickte zur Tür, wo sein Gefährte lehnte. Halb befürchtete ich, er würde hineinkommen, aber er blieb stehen und sah nicht im Mindesten besorgt aus.

Diese Tatsache bereitete mir mehr Unbehagen als alles andere.

»Wir werden tun, was notwendig ist, um May zu schützen«, erklärte Maata.

»Dann stirbst du eben mit ihr«, sagte Baltic achselzuckend. »Ihr werdet alle sterben, wenn ihr versucht, mich davon abzuhalten, mir zu holen, was mir gehört.«

»Ich bin eine Najade«, sagte Cyrene plötzlich. Sie sprang auf und trat neben mich. »Ich bin unsterblich. Ich kann nicht sterben.«

Baltic warf ihr einen Blick zu. »Würdest du eine Wette darauf abschließen?«

Cyrene reagierte selten umsichtig, indem sie ihm darauf nicht antwortete, sondern mir zuflüsterte: »Kostya hatte recht - wer immer dieser Drache auch ist, er ist ein Arschloch. Zeig ihm, was du kannst, May!«

»Kostya?« Baltic hob witternd den Kopf. Er blickte Cyrene aus zusammengekniffenen Augen an. »Du bist seine ...«

»Gefährtin«, ergänzte sie.

Baltic zog die Augenbrauen hoch.

»Oh, schon gut, schon gut! Ich wünschte, ihr würdet aufhören, euch so zu benehmen, wenn ich sage, ich bin Kostyas Gefährtin. Das ist ja schrecklich! Ich bin sozusagen eine ›Gefährtin lights‹ okay? Allerdings will ich ihn sowieso nicht mehr, diesen herzlosen, gefühllosen Bastard. Aber wenn ich ihn doch wollen würde, wäre ich seine Gefährtin. Also so eine Art Gefährtin.«

Alle starrten Cyrene an.

»Bist du jetzt fertig?«, fragte ich höflich.

»Ja.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, zog einen Schmollmund und bedachte uns alle mit finsteren Blicken.

»Gut.« Ich wandte mich wieder an Baltic. »Ich bin im Moment ein bisschen beschäftigt, weil ich verhaftet werden soll, deshalb wirst du dich bis später gedulden müssen, wenn du weiter rätselhafte Kommentare und Drohungen ausstoßen willst. Auf Wiedersehen.«

Baltic lächelte. Es war kein angenehmes Lächeln. Zwar erreichte es seine Augen, aber das Licht, das in ihnen aufglomm, war ein böses Omen für alle, die ihm im Weg standen.

»Dein falscher Sinn für Tapferkeit ist lobenswert. Nutzlos und fehlgeleitet, aber lobenswert. Ich bewundere deinen Mut.«

»Danke. Und jetzt hau ab«, sagte ich.

Er schüttelte abrupt den Kopf. »Nicht ohne das Stück Drachenherz.«

»Es verlässt mich nicht«, antwortete ich.

»Du willst also Widerstand leisten ... nun gut.«

Seine Finger tanzten in der Luft, aber bevor er etwas tun konnte, hatte Dr. Kostich seine Runen beendet. Die Luft im Raum ballte sich zusammen und schoss dann mit Wucht auf Baltic zu. Baltics verblüffter Schrei, als er rückwärts durch die Tür flog, wo ihn sein Kumpel auffing, war fast so laut wie der Knall, den die Explosion machte.

»Meine Ohren!«, schrie Cyrene und schlug sich die Hände vor die Ohren.

»Das war nicht nett, Magier!« Knurrend trat Baltic auf Kostich zu. Vor ihm platzte eine Lichtkugel, die sich zu einer länglichen, blauweißen Form entwickelte. Es war das Lichtschwert, das ich bei ihm schon einmal gesehen hatte, eine Waffe, die ein Drache eigentlich nicht benutzen durfte.

Dr. Kostich fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er stammelte: »Das ist ein ... Das kannst du nicht haben ... Wer bist du?«

»Wäre es ein Klischee, wenn ich sagen würde, dein schlimmster Alptraum?«, fragte ich.

»Ja«, antworteten Maata, Nathaniel, Obi und Cyrene wie aus der Pistole geschossen.

Dr. Kostich hörte gar nicht zu. Er starrte wie gebannt auf das Schwert, das Baltic in meine Richtung schwang.

Ich wartete nicht erst ab, bis mir weitere Bonmots einfielen, sondern ließ dem Stück Drachenherz freien Lauf.

Es verwandelte mich sofort, und ich nutzte Baltics kurze Überraschung, um ihn mit dem Schwanz erneut aus der Tür herauszubefördern.

Maata und Nathaniel verwandelten sich ebenfalls, und ihre silbernen Schuppen schimmerten im Schein des Kronleuchters, der über unseren Köpfen hing. Obi blieb in menschlicher Gestalt, sichtlich hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sich zu uns zu gesellen, und jenem, Cyrene und Dr. Kostich zu beschützen.

»Wir sind in der Überzahl!«, rief ich Baltic zu und schlenderte zur Tür. »Du hast vielleicht das Lichtschwert, aber bist du stark genug, um es mit vier Drachen aufzunehmen?«

»Vier Drachen und einer stinkwütenden Najade.« Cyrene drängte sich zwischen mich und Maata.

»Mehr nicht?«, höhnte Baltic. »Könnt ihr nicht mehr aufweisen? Hast du überhaupt eine Ahnung, welche Macht ich besitze? Kannst du dir vorstellen, was ich mit einem Fingerschnipsen mit dir und deinen Freunden anstellen könnte?«

Ich war bereit für seinen Angriff. Mit einer Handbewegung schob ich Cyrene hinter mich, ein bisschen grob vielleicht, aber sie war verletzlich, und ich konnte nicht ausschließen, dass Baltic auf sie losging, um mich zu schwächen.

Sein Schwert blitzte auf. Ich wirbelte herum, und mein Schwanz sauste wie eine Peitsche durch die Luft. Trotzdem war ich nicht schnell genug - die Lichtklinge drang tief in mein Bein ein und verbrannte mich mit einem eisigen Feuer, das ich noch nie verspürt hatte. Ich schlug Baltics Begleiter die Tür vor der Nase zu und brüllte vor Wut. Maata und Nathaniel gingen auf Baltic los, aber er machte sich noch nicht einmal die Mühe, sich in einen Drachen zu verwandeln. Er parierte alle Angriffe mit seinem Schwert und wirkte dabei fast gelangweilt, der Bastard.

»Genug!«, brüllte Dr. Kostich und zeichnete weitere Runen in die Luft. »Das muss jetzt ein Ende haben!«

Erneut erschütterte eine Explosion aus Luft und Licht das Haus und wirbelte uns alle durcheinander - alle außer Baltic.

Kostich starrte ihn mit einer Mischung aus Entsetzen und Verwirrung an, als plötzlich mein Stück Drachenherz, das es wohl leid war, meinen schwächlichen Versuchen zuzusehen, die Regie übernahm. Wie der Blitz stürzte ich mich auf Baltic, schlug ihn zu Boden, und sein Lichtschwert fiel ihm aus der Hand. Ich knurrte und biss, aber er schüttelte mich ab und wollte seinem Schwert hinterher.

»Oh nein«, grollte ich, sprang ihn erneut an und schlug meine Klauen tief in seinen Rücken.

Er schrie vor Schmerz und wirbelte herum, um mich loszuwerden. »Wir bringen das jetzt zu Ende!«, schrie ich und biss ihn fest in die Schulter. Ich schmeckte Blut, und er warf sich zu Boden und wälzte sich herum, um mich abzuschütteln.

Es funktionierte, und Baltic war in menschlicher Gestalt so schnell, dass er nach seinem Schwert gegriffen hatte, bevor Maata und Nathaniel ihn davon abhalten konnten.

Kostichs Lichtexplosion war so heftig, dass er wahrscheinlich den gesamten Block damit in die Luft sprengte. Sie war anders und viel stärker als die beiden vorigen, ein goldener Lichtschein, der durch mich hindurch drang, mich blendete und verwirrte und alles um mich herum ein paar Sekunden lang lähmte.

Als das Licht sich auflöste, schüttelte ich meine Verwirrung ab und sah mich nach Baltic um.

Er war weg. Die Haustür stand offen, und als ich auf die Straße rannte, wobei ich mich wieder in menschliche Gestalt verwandelte, war kein Drache zu sehen. Die wenigen Personen, die draußen herumstanden, wirkten völlig durcheinander.

»Sie werden sich nicht an das erinnern, was geschehen ist«, sagte eine Stimme hinter mir. »Das tun Sterbliche sowieso selten.«

Ich drehte mich um und blickte den Mann, der neben mir stand, an. »Sie haben uns gerettet.«

»Nein.« Kostich schüttelte den Kopf. »Das warst du. Ich habe dir nur ein wenig Zeit gegeben.«

»Wie auch immer, es hat auf jeden Fall funktioniert.«

»Nein«, wiederholte er. »Wenn es funktioniert hätte, hätte es ihn im Idealfall seiner Fähigkeiten beraubt. Aber während alle anderen vom Licht wie gelähmt waren, ist er entkommen. Dazu hätte er eigentlich nicht in der Lage sein dürfen.«

»Was war das eigentlich für ein Licht? Ich war völlig erstarrt.«

»Es war eine arkane Erschütterungsexplosion, allerdings eine Minimalversion. Eine volle Erschütterung hätte das Haus einstürzen lassen. Es sollte aber auch nur eine kurzfristige Ablenkung sein.« Besorgt blickte Kostich mich an, als wir ins Haus zurückkehrten. »Der Drache hätte davon eigentlich genauso betroffen sein müssen wie wir, aber das war er nicht. Und da ist das Schwert - er dürfte dieses Lichtschwert eigentlich nicht besitzen. Es gehörte einem berühmten Erzmagier.«

Langsam schloss ich die Tür und lehnte mich dagegen. Nachdenklich blickte ich Dr. Kostich an. »Ich werde nicht zulassen, dass Sie mich nach Akasha schicken. Ich habe hier viel zu viel zu tun, und Baltic ist eins meiner Probleme.«

Er zögerte einen Moment lang und blickte von Cyrene zu den Drachen und wieder zu mir. »Ich glaube, wir könnten zu einer Einigung gelangen.«

»Was für eine Einigung?«, fragte Cyrene und trat vor. Als ich ihr einen Blick zuwarf, blieb sie stehen. »Entschuldigung, May. Ich dachte, du brauchst vielleicht ein bisschen Hilfe, aber ... vergiss es.«

»Was für eine Einigung?«, fragte ich Kostich.

»Eine, die wir beide befriedigend finden. Du willst begnadigt werden, und ich möchte das von-Endres-Schwert haben. Glaubst du, wir können einander helfen?«

Ich starrte ihn einen Moment lang an. »Sie wollen Baltics Schwert?«

»Ja. Es verschwand, als der Erzmagier von Endres starb. Ich glaubte, es sei für uns verloren, aber als ich heute gesehen habe, wie ein Drache es führte ...« Er schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht, wie das sein kann. Kein Drache kann arkane Magie anwenden.«

»Vielleicht kann jemand, der wiederauferstanden ist, es doch«, sagte ich langsam.

Kostich blickte mich durchdringend an. »Er ist wiederauferstanden? Bist du sicher?«

»Ziemlich sicher. Sonst könnte er jetzt nicht am Leben sein.«

»So langsam beginne ich Licht zu sehen«, erwiderte Kostich nachdenklich. »Vielleicht ist deshalb meine Quintessenz gestohlen worden. Wenn das so ist... nun gut. Das erfordert einiges an Arbeit. Ich muss gut vorbereitet sein, wenn ich ihm das nächste Mal begegne. Wir müssen ein Triumvirat bilden. Meine Lehrlinge sind reif für so eine Herausforderung, und mit deiner Hilfe werden wir Erfolg haben. Stimmst du meinen Bedingungen zu?«

»Ich kenne sie ja noch nicht einmal«, sagte ich vorsichtig.

»Tss.« Er machte eine ungeduldige Geste. »Du hilfst mir dabei, das von-Endres-Schwert zu beschaffen, und ich gewähre dir vollen Pardon für die Verbrechen, derer du angeklagt bist.«

»Halten Sie es für möglich, Baltic das Schwert wegzunehmen? Wenn es ihm wichtig ist, wird er es nicht kampflos übergeben. Und ich bin zwar in der Lage, ihn aus meinem Haus zu werfen, aber ich weiß nicht, ob ich ihm das Schwert wegnehmen kann, ohne ihn zu töten.«

Anscheinend kam Dr. Kostich zu einer Entscheidung, denn er nickte zweimal und murmelte: » Ja, das wird ein guter Test für Jack.. Tully ist schwächer, aber eine solche Erfahrung ist für sie von unschätzbarem Wert.« Lauter fügte er hinzu: »Spielt es eine Rolle, ob der Drache tot ist? Deinem Ruf nach wäre ich davon ausgegangen, dass du es genießt, ihn offiziell töten zu können.«

»Ich bin kein Berufsmörder, wenn Sie das meinen«, erwiderte ich mürrisch. Ich straffte die Schultern und musterte ihn. »Ich bin ein Dieb, aber selbst das nur unter besonderen Umständen. Ich laufe doch nicht herum und bringe Drachen um, auch nicht, wenn sie mich bedrohen.«

Er winkte ab. »Ob er am Leben bleibt oder stirbt, ist uninteressant. Wichtig ist nur das Schwert. Sind wir uns einig?«

Ich biss mir auf die Lippen und blickte die anderen an. Cyrene nickte und hielt den Daumen hoch. Nathaniel und Obi beobachteten mich aufmerksam, aber ich spürte ihre Zustimmung. Nur Maata wirkte besorgt. Ihre silbernen Augen waren dunkel vor Angst.

»Ja«, sagte ich entschlossen. Mitgefangen, mitgehangen ... »Ja, wir sind uns einig.«

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